Bootsbaumeisterin Ursula Latus in der Werkstatt
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Magazin

Inselgesicht: Bootsbaumeisterin Ursula Latus

09.06.2020, Usedom Tourismus GmbH

Ursula Latus ist leidenschaftliche Bootsbaumeisterin und bietet auf Usedom seit 2006 Kurse an, in denen die Teilnehmer unter fachkundiger Anleitung ihr eigenes Holzboot bauen können.

Holzboote selbst bauen

Frau Latus, wie kamen Sie auf die Idee, auf Usedom Bootsbaukurse anzubieten?

Ich bin früher auf Großseglern mitgefahren und habe auf ihnen gearbeitet. Dabei habe ich festgestellt, dass ganz viele Leute Interesse haben, diese traditionellen Handwerke zu erlernen. Das war die Ursprungsidee, die mich zu der Bootsbauschule geführt hat. Ich wollte den Bootsbau und den Takelagebau kombinieren. Allerdings konnte ich mich leider nicht zweiteilen, so dass nur noch die Bootsbaukurse übrig geblieben sind.

Wie sind Sie zur Bootsbauerin geworden?

Ich habe von 1995 bis 1998 in Berlin eine Bootsbauausbildung gemacht. Vorher war ich Chemieingenieurin und bin über das Segeln zum Bootsbau gekommen. Nach der Ausbildung bin ich hier nach Usedom zu einer Firma gekommen, wo ich Takelagebau betrieben habe. Später habe ich dann meinen Meister gemacht und die Selbstständigkeit ergriffen.

Was man an Booten so bauen kann

Kommen wir zu den Bootsbaukursen an sich. Welche Art von Booten können die Teilnehmer bei Ihnen bauen?

Im Standardprogramm habe ich Kanus, Kajaks, Ruderboote, Stand up Paddle Boards und kleine Dingis. Es sind immer Holzboote. Im Prinzip kann man bei mir alles bauen, was man in ein paar Tagen fertigstellen kann.

Personen in einer Werkstatt beim Holzboot bauen
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Wie lange dauert es bis zum fertigen Boot?

Zwischen ein und zwei Wochen. Je nachdem, welches Boot man baut. Ich biete immer Zwei-Wochen-Blöcke an und innerhalb dieser zwei Wochen kann man dann das bauen, was man möchte.

Wie sieht ein typischer Kurs bzw. Kurstag bei Ihnen aus?

Wir haben im Prinzip eine Sechs-Tage-Woche. Von Montag bis Samstag wird gebaut, der Sonntag zwischen den beiden Wochen ist frei. Wir starten um acht Uhr und machen zwei Pausen am Tag. Gegen 17 Uhr räumen wir das Werkzeug auf und machen Feierabend. Eigentlich läuft es hier also wie in einer normalen Werft auch ab. Am ersten Tag gibt es immer ein großes Gewusel, aber nach ein paar Tagen hat sich das eingespielt.

Wie viele Teilnehmer nehmen an einem Kurs teil?

Maximal können fünf Boote gleichzeitig gebaut werden. An einem Boot arbeiten in der Regel ein bis drei Personen.

Welche Vorkenntnisse oder Materialien muss ich mitbringen?

Sie müssen nichts mitbringen. Wenn Sie zu mir kommen, dann erhalten Sie von mir Ihren Bausatz und die Anleitung für Ihr Boot. Ich erkläre alles Schritt für Schritt. Werkzeuge sind ebenfalls in fünffacher Ausführung vorhanden, so dass jedes Team sein eigenes Handwerkszeug hat und es nicht zu Wartezeiten kommt. Die Teilnehmer müssen keine gelernten Handwerker sein. Manchmal ist es mit denen sogar komplizierter. Auch absolute Laien, die vorher noch nie eine Stichsäge in der Hand hatten, haben bei mir schon ganz tolle Boote gebaut.

Ist bei Ihnen noch jeder Workshop-Teilnehmer mit seinem eigenen Boot nach Hause gegangen oder gab es auch Personen, die vorzeitig das Handtuch geworfen haben?

Nein, aufgegeben hat noch niemand. Ab und zu ist jemand langsam und braucht länger oder kommt zur Fertigstellung nochmals wieder, aber das ist auch okay. Normalerweise ist die Zeit schon so bemessen, dass man das gut schaffen kann. Es gibt für jeden Bootstypen einen Plan, der vorgibt, was an den jeweiligen Tagen erledigt werden sollte. Aber auch wenn man mal aus dem Plan rutscht ist das keine Katastrophe, weil ich eigentlich bei jedem Boot einen Reservetag eingeplant habe.

Wie bekommen die Teilnehmer ihr Boot nach Hause?

Einfach mit dem Dachgepäckträger. Die meisten Boote wiegen nicht mehr als 25 Kilogramm und sind gut zu handeln.

Die Bootsbaukurse sind offen für jede/n

Was sind das für Leute, die bei Ihnen einen Bootsbau-Workshop buchen?

Das ist eine bunte Mischung von Handwerkern, Ärzten, IT-Fachleuten, Familien mit Kindern, etc. Ich hatte auch schon einen Bootsbaumeister, der bei mir zusammen mit seinem Sohn sein erstes Holzboot gebaut hat, weil er selbst bisher immer nur mit Kunststoff gearbeitet hat. Auch Mutter, Sohn und Großvater haben hier schon ein Drei-Generationen-Projekt gestemmt. Und ich hatte ein Pärchen da, das sich ein Boot zur Hochzeit gebaut hat. Der Kurs war ein Hochzeitsgeschenk des Mannes an seine Zukünftige. Schulklassen kommen auch ab und zu.

Wie ist die durchschnittliche Lebensdauer der Holzboote?

Unsere Boote sind keine reinen Holzboote. Etwa 95 Prozent des Bootes sind mit Glasfaser überzogen. Die Beschichtung ist sehr gut verarbeitet, so dass man sie nicht sieht. Das Boot sieht wie klar lackiert aus. Aber es hat halt eine deutlich höhere Festigkeit und Haltbarkeit. Das Holz selbst kommt im Prinzip nicht mit Wasser in Kontakt.
Wir arbeiten mit Sperrholz und Leisten, die von beiden Seiten laminiert werden. Das heißt, das Holz arbeitet auch nicht viel und man muss nicht so oft nachbearbeiten, wie man das von anderen Holzbooten kennt. Also einmal im Jahr abschleifen und frisch lackieren. Das ist bei unseren Booten nicht notwendig. Auch die müssen immer mal wieder überarbeitet werden, aber das sind Zeiträume von je nach Nutzung drei bis fünf Jahren.

Und dann die erste Tour mit dem selbstgebauten Boot...

Was empfehlen Sie Ihren Teilnehmern als erste Ausfahrt für das neu gebaute Boot?

Wenn man hier von Peenemünde aus startet, ist es eigentlich am schönsten nach Freest oder Richtung Struck zu fahren. Wenn die Leute etwas mehr Zeit haben, empfehle ich immer, die Peene zu paddeln, das ist auch sehr schön. Ich persönlich unternehme nach Feierabend auch kleine Ausflugsfahrten hier in der Umgebung.

Frau in einem Holzboot auf dem Wasser
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Was schätzen Sie an Usedom?

Mir gefällt, dass wir hier in Peenemünde sehr idyllisch gelegen sind und dass die Insel in diesem Bereich noch sehr naturbelassen ist. Ich als Bayerin liebe es natürlich am Meer und am Strand zu sein. Ich arbeite, wo andere Leute Urlaub machen. Auch wenn ich selten selbst dazu komme, hier richtigen Urlaub zu machen. Aber ich kann wenigstens abends mal schnell an den Strand gehen. Wir sagen immer Instant-Urlaub dazu.

Was ist Ihr Lieblingsplatz auf Usedom?

Ich bin unheimlich gern im Hafen Krummin. Das ist ein ganz tolles Café und Restaurant am Wasser, wo man lecker essen und in der Abendsonne sitzen kann.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Herr Koprek im Auftrag der SEM SEO GmbH für usedom.de.

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