Was mögen Sie an der Figur der Ex-Staatsanwältin Karin Lossow, die Sie im Usedom-Krimi darstellen?
Ich mag ihre Direktheit. Auch wenn sie ihre Geheimnisse hat, ist sie immer ehrlich und direkt. „Gott erschuf die Lüge, damit es uns Menschen besser geht“, heißt es. Doch Notlügen verwendet Karin Lossow so gut wie nicht. Es gehört darüber hinaus schon einiges dazu, nach acht Jahren Gefängnis an den Ort zurückzugehen, wo sie ihren Mann getötet hat – sogar in das Haus, das inzwischen „Mörderhus“ genannt wird. Sie könnte einen anderen Weg gehen und an einem anderen Ort ganz neu beginnen, doch Karin Lossow stellt sich ihrer Vergangenheit. Das erfordert Courage. Mit einem Lächeln oder mit einer ironischen Bemerkung kommentiert sie, was ihr die Menschen im Alltag an Boshaftigkeiten entgegenbringen. Diese Haltung bewundere ich an ihr.
Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen der Figur Karin Lossow und Ihnen?
Die Direktheit, mit der Karin Lossow das Leben angeht, ist vielleicht eine Gemeinsamkeit. Ansonsten ist sie vollkommen autark und braucht keinen an ihrer Seite. Ich brauche, wie die meisten Menschen, Bestätigung von außen. Der ganze Beruf der Schauspielerei beruht auf dem Wunsch nach Bestätigung und Anerkennung.
Seit einiger Zeit haben Sie einen Hund an Ihrer Seite. Können Sie Lucky mit nach Usedom bringen? Wie lässt sich das mit den Dreharbeiten vereinbaren?
Wir haben eine Set-Aufnahmeleiterin, die selbst einen Hund hat und sogar Hundetrainerin ist. Bei ihr ist Lucky bestens aufgehoben. Der braucht sie nur zu sehen und freut sich. Gleichzeitig arbeitet sie mit ihm an seiner Erziehung. Sehr hart! Und dann denke ich, guck lieber nicht hin. Sie macht die Leine ab, sagt „sitz!“ und er setzt sich. Ich frage mich, wieso macht er das bei mir nicht? Demnächst wird er übrigens auch im Usedom-Krimi mitwirken. Ich konnte den Produzenten Tim Gehrke davon überzeugen, dass sich Karin Lossow einen Hund anschafft. Bei den Dreharbeiten muss aber auf jeden Fall ein Hundetrainer ran. Ich tue mich doch schwer mit dem Erziehen…
Wie lange haben Sie Lucky schon?
Jetzt ist er ein Jahr und drei Monate alt, aber ich habe ihn erst seit einem Jahr und einem Monat. Ich weiß das auf den Tag genau, weil ich so verliebt bin.
Der Usedom-Krimi thematisiert auch immer die polnische Seite der Insel. Fahren Sie manchmal auch selber nach Swinemünde rüber?
Ja, das macht mir Spaß. Wir haben ein einziges Mal im September gedreht, das ging irgendwie nicht später. Wir haben in einem Tagungshotel in Swinemünde gewohnt. Der Trubel war der Wahnsinn: Sachsen, Polen, unzählige Kinder, der Speiseraum war voll. Und ich hatte zwei freie Tage und wollte an den Strand. Das ging gar nicht. Die Massen, die vom Strand kamen, haben mich regelrecht überrollt. Ich dachte, ich werde verrückt hier. Aber dann bin ich in die Stadt gegangen und fand es auf der Promenade doch sehr schön.
Haben Sie ein Ritual mit dem Sie sich auf Ihre Rolle der Karin Lossow einstimmen?
Es gibt eine Sache, die ich aber nicht als Ritual bezeichnen würde: Ich reise zu den Dreharbeiten auf Usedom grundsätzlich einen Tag früher an, als es die Dispo vorsieht. Diesen Tag brauche ich, um mich auf die Dreharbeiten einzustimmen. Erst einmal in Ruhe ankommen. Aber das ist nur hier so, das würde ich beispielsweise nicht machen, wenn ich Dreharbeiten in München vor mir hätte. Das hat sicher mit der besonderen Stimmung zu tun, die Usedom ausstrahlt. Ich brauche das nicht direkt für die Rolle, aber ich brauche es für die eigene Befindlichkeit mit der Rolle.
Haben Sie in den Drehpausen überhaupt Zeit, die Insel zu erkunden? Gibt es Lieblingsplätze auf der Insel, die Sie in Ihrer Freizeit besuchen?
Oh ja, da gibt es ganz viele. Und ich entdecke immer wieder neue. Mein liebster Lieblingsplatz ist das da. (sie zeigt auf die Ostsee) Wenn ich auf’s Meer gucke, dann bin ich happy… Das ist doch irre. Dieser lange, breite Strand – so schön. Heute schaffe ich es nicht mehr, aber morgen Früh muss ich wenigstens einmal kurz die Hosen hochkrempeln, Lucky an die Leine nehmen und mit den Füßen ins Wasser.
Vielen Dank für das Gespräch!