Wie wird die zukünftige Ausstellung an das Thema heran gehen?
Wir wollen den Weg von der ersten Idee, einen Krieg durch überlegene Technik zu gewinnen, bis zur Realisierung und dem Einsatz der Rakete erzählen und fragen: Was ist dieser Ort, wer arbeitete hier, was waren die Motive und Erwartungen an die neue Technik? Wir können hier vor Ort die damalige Infrastruktur zeigen, den irren Aufwand und die Arbeit von tausenden von Menschen anschaulich machen. In der neuen Ausstellung wird es auch um die Frage des „Warum“ gehen: Was hat sich die Wehrmachtsführung damals davon versprochen? Wie, dachten sie, können sie den Krieg gewinnen? Die Ausstellung wird das Rüstungszentrum zwischen 1936-1945 vorstellen und die Strategien der hochtechnisierten Kriegsführung zeigen. Drumherum werden wir uns mit kleinen Ausstellungen dem Ort Peenemünde aus unterschiedlichen Perspektiven nähern. Warum konnten die Ingenieure nach Kriegsende nahtlos weiterarbeiten? War Wernher von Braun ein Genie oder ein Verbrecher – oder beides? Welche Rolle spielt Peenemünde in der Raumfahrtgeschichte? Wie haben die Versuchsstellen Peenemünde die Landschaft der Nordspitze der Insel geprägt und umgekehrt?
Auf den Ferieninseln Rügen und Usedom sind die Spuren aus der Zeit des Nationalsozialismus präsent. Wie vertragen sich Prora und Peenemünde mit dem Tourismus?
Prora und Peenemünde sind unbequeme touristische Angebote. Nicht schön oder lustig, aber doch sehr interessant. Wir erleben, dass die Urlauber durchaus bereit sind, sich mit diesem ernsthaften Thema zu beschäftigen. Das ist auch Sightseeing. Das funktioniert im touristischen Sinne wie die Bädervillen – nur inhaltlich herausfordernder. Das Monumentale ist im Wortsinn attraktiv und beeindruckend. Unsere Aufgabe ist es, dass es nicht beim Wow-Effekt bleibt, sondern wir mit dem Museum nachdenklich machen.
Wer sind die typischen Besucher des Museums? Wen sprechen Sie mit der Ausstellung an?
Zu 80 Prozent sind unsere Besucher Touristen, aber das Museum richtet sich auch an Einheimische. Der Anteil internationaler Besucher ist verhältnismäßig hoch. Er liegt bei ungefähr 15 Prozent, darunter sind viele Tagestouristen aus Polen. Das sind wesentlich mehr als auf der Insel oder in Mecklenburg-Vorpommern. Da gibt es gerade mal drei Prozent ausländische Urlauber. Für das Image des Landes spielt Peenemünde eine große Rolle, es ist gewissermaßen ein Leuchtturm. Es gibt nicht wenige, die extra wegen Peenemünde hierherkommen. Ich hatte mal einen Besucher aus den USA, der auf einer Europareise von London schnell noch einen Abstecher nach Peenemünde gemacht hat. Weil er gerade in der Gegend war (lacht). Oder Passagiere von Kreuzfahrtschiffen, die das Programm in Rostock schwänzen und mit dem Taxi nach Peenemünde fahren. Diesen Leuten geht es darum, einmal im Leben Peenemünde gesehen zu haben.