Ostseebrandung vor dem Streckelsberg
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Magazin

Allgegenwärtig auf Usedom: Mythos Vineta

07.08.2024, Usedom Tourismus GmbH

Der Name "Vineta"...

...begegnet Ihnen vielerorts auf Usedom. Straßen, Seebrücken, Hotels oder Apotheken tragen den Namen der stolzen Handelsstadt, die vor der Küste Usedoms bei einer Sturmflut untergegangen sein soll. Ob sie tatsächlich existierte und ob sie wirklich vor Koserow lag – keiner weiß es so genau.

Die Vineta-Sage

Der Sage nach hat ein Schäferjunge in Koserow an einem Ostermorgen beim Hüten seiner Schafe eine Stadt aus dem Meer aufsteigen sehen. Als die Kaufleute Vinetas ihm ihre kostbaren Waren anboten, war er vom Reichtum der Stadt und ihrer Einwohner überwältigt. Trotz des geschäftigen Treibens konnte er merkwürdigerweise keinen Laut vernehmen. Da der Schäferjunge ohnehin keinen Pfennig besaß, kehrte er schließlich zu seinen Schafen zurück. Als er sich umblickte, war die prächtige Stadt wieder verschwunden. 

Einst die größte und reichste Stadt

Am Strand erzählte ihm ein alter Fischer, dass Vineta die größte und reichste Stadt in Europa gewesen sei, deren Bewohner mit allen Ländern Handel getrieben hätten. Der Reichtum sei den Bewohnern so sehr zu Kopf gestiegen, dass sie verschwenderisch und hochmütig geworden seien. Drei Monate, drei Wochen und drei Tage vor dem Untergang Vinetas seien die Bewohner durch Luftspieglungen am Himmel gewarnt worden. Auch eine Wasserfrau habe eindringlich gemahnt: „Vineta, Vineta, du rieke Stadt, Vineta sall unnergahn, wieldeß se het väl Böses dahn!“

Fischerboot am Strand
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Der Sage nach erzählte ein Fischer, dass Vineta die größte und reichste Stadt in Europa gewesen sei.

Die Bewohner Vinetas hätten alle Warnungen ignoriert und weiter in Saus und Braus gelebt. Schließlich habe eine furchtbare Sturmflut die Stadt in die Tiefe gerissen. Seither könne man mit ein bisschen Glück am Ostermorgen die Glocken von Vineta hören. Alle hundert Jahre könnten Sonntagskinder sie aus den Fluten aufsteigen sehen. Nur ein Sonntagskind, das den Bewohnern Vinetas etwas abkaufen könne, könne die Stadt erlösen.
 

Glockenturm auf der Seebrücke in Koserow
Der Glockenturm auf der Koserower Seebrücke soll mit dem Läuten der „Vineta“-Glocken an die Sage erinnern.

Historische Quellen – gab es Vineta wirklich?

Tatsächlich wird die reiche Stadt Vineta in historischen Quellen seit der Jahrtausendwende immer wieder erwähnt. Als einer der ersten beschrieb sie der Domherr und Priester Adam von Bremen um 1075 in seiner „Hamburgischen Kirchenchronik“. Die prächtige Handelsstadt Jumne sei die größte Stadt Europas gewesen, wo Slawen und andere Völker zusammenlebten und Handel mit Waren aller nordischer Länder trieben. Die Stadt soll östlich von Hamburg an der Odermündung gelegen haben und von drei Seiten von verschiedenartigem Wasser umspült sein. Spätere Chronisten, die sich alle auf Adam von Bremen beriefen, kopierten die Handschriften ungenau. So wurde im Laufe der Jahrhunderte aus Jumne, Julin, Jumneta, Vimneta und schließlich Vineta. 

Spurensuche – wo versank Vineta?

Wenn es die reiche Handelsstadt Vineta an der Ostsee je gegeben hat, wo genau lag sie? Darin sind sich Historiker und Archäologen keineswegs einig. Neben der Insel Usedom beanspruchen u.a. auch die Insel Wollin und die Stadt Barth den Standort für sich. Bereits im 16. Jahrhundert hielten Zeitgenossen Koserow mit seinem damaligen Vorwerk Damerow für wahrscheinlich. Immerhin treffen wesentliche Aspekte von Adam von Bremens Beschreibung zu: Usedom liegt vor der Odermündung und ist mit Peenestrom, Achterwasser und Ostsee von drei unterschiedlichen Gewässern umgeben.

Märchenhafter Wald
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Märchenhafter Wald rund um den Streckelsberg in Koserow

Gefürchtetes Riff in der Ostsee vor Koserow

Ein weiterer schlagkräftiger Beweis schien das von Fischern gefürchtete Riff in der Ostsee vor Damerow und Koserow. Damalige Historiker meinten darin die Überreste der versunkenen Stadt Vineta erkennen zu können. Ein weiteres untrügliches Indiz war ein hölzernes Kruzifix, das Fischer am Vineta-Riff aus dem Meer fischten. Heute weiß man, dass die eiszeitlichen Steinformationen natürlichen Ursprungs sind. Auch das Kreuz stammt nicht aus einer Kirche Vinetas, sondern ist eine schwedische Schnitzarbeit

Blick vom Streckelsberg auf die Ostsee
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Zeitgenossen verorten Vineta zweifelsfrei vor der Küste von Damerow und Koserow.

Dass die Zeitgenossen Vineta zweifelsfrei vor der Küste von Damerow und Koserow verorteten, zeigt die Lubinsche Karte von 1618. Der Rostocker Kartograph Eilhard Lubin zeichnete die versunkene Stadt direkt vor Damerow in seine Karte ein. Es lohnt sich, sich die historische Lubinsche Karte einmal näher anzusehen. Originaldrucke können Sie im Stadtgeschichtlichen Museum Kaffeemühle in Wolgast und im Schloss Stolpe besichtigen.

Vineta auf Usedom

Die Vineta-Festspiele erzählen auf der Ostseebühne in Zinnowitz jedes Jahr eine neue fantastische Version rund um den Vineta-Mythos. Die Open-Air-Aufführungen mit Tanz, Musik, Gefechten und ordentlich Pyrotechnik sind ein Erlebnis für die ganze Familie.

Theaterszene der Vineta-Festspiele mit verkleideten Schauspielern
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Auf der Koserower Seebrücke können Sie sich jeden Mittwoch um 16.00 Uhr die Vineta-Sage vorlesen lassen. Anschließend läuten auf dem Brückenkopf die Kirchenglocken der versunkenen Stadt. Auch das Original Vineta-Kreuz aus dem 15. Jahrhundert können Sie in der Koserower Kirche bestaunen. Wer mehr über die geheimnisvolle Stadt erfahren möchte, dem sei das Buch „Vineta-Trugbilder“ von Martina Krüger empfohlen. Die ehemalige Pressesprecherin der Vineta-Festspiele hat alle historischen Fakten und Mythen zu Vineta recherchiert und in diesem Buch höchst unterhaltsam zusammengefasst.

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