

Usedomer Handwerkskunst
Traditionelles Handwerk
Jedes Land hat seine Traditionen. So auch das Land am Meer. Bei uns auf der Insel Usedom finden Sie noch heute Handwerksberufe, die schon vor hunderten Jahren hier betrieben wurden. In den kleinen Häfen der Insel und dem direkten Umland sind Holzbootsbauer und Segelmacher zuhause. In den idyllischen Achterlanddörfern erinnern vielerorts die bekannten Reetdachhäuser an das traditionelle Dachdeckerhandwerk. Ganz typisch für die Küste Usedoms sind die kleinen Fischkutter, die direkt am Strand liegen und heute wie damals früh morgens hinaus auf die Ostsee fahren, um ihren Fang zu holen und an Land zu bringen. Und auch die berühmten Strandkörbe werden in kleinen Manufakturen bis heute direkt auf der Insel hergestellt.
Neugierigen stehen die Türen der Traditionshandwerker immer offen und mancherorts darf sogar mit angepackt werden. Bauen Sie sich doch einmal Ihr eigenes Boot bei einem Bootsbau-Workshop in Peenemünde und helfen Sie den Fischern von Ahlbeck beim Pulen der Fische direkt nach dem Fang. Das macht den Urlaub auf der Insel Usedom unvergessen und schenkt ein bisschen Gefühl für das Leben am Meer.
Bootsbau
Vom Sägen, Hobeln und Schleifen
Boote gehören zum Meer wie Wind und Wellen. Und wo Boote fahren, werden sie auch gebaut. Bis heute hat die Bootsbauerei auf der Insel Usedom Tradition. Kleine Werften findet man zum Beispiel in Peenemünde, Zecherin und in Wolgast. Hier wird noch heute nach traditioneller Holzschiffbauart entworfen, gebaut, repariert und restauriert. Kanus, Kajaks, Ruderboote und Segeljollen entstehen genauso wie die Takelage der Traditionssegler. Vom Entwurf bis zur Fertigstellung kann den Bootsbauern über die Schulter gesehen und auf Wunsch auch kräftig mit angepackt werden.
In Peenemünde im Inselnorden werden auch Boots-Workshops angeboten. Unter fachmännischer Anleitung können Sie hier Schritt für Schritt ihr eigenes Holzboot bauen. Dabei wird fleißig gesägt, gehobelt, geklebt und geschliffen.
Wer sich für die Techniken des Taklerberufes interessiert, kann einen Takelkurs machen. Stammbesetzungen von Traditionsseglern erlernen im Crewtraining die Wartung ihres Schiffes. Holzschiffbesitzer können hier ihr Boot selbst reparieren. Material und Werkzeug ist neben dem Know-how vorhanden.

Strandfischerei
Fangfrischer Fisch
Ein Sommermorgen am Strand. Noch ist es kühl. In der Ferne fährt ein Boot durch die ersten Sonnenstrahlen, die sich im Meer spiegeln. Es ist ein alter Fischerkutter, umgeben von unzähligen Möwen auf Futtersuche.
Die meisten Inselgäste kennen diese Boote. Sie liegen hier und da an den Stränden und gehören den letzten Inselfischern.
Die Strandfischerei hat auf Usedom eine alte Tradition. Noch bevor Kaiser und Hofstaat das Eiland für sich entdeckten, lebten die Strandfischer hier. Ihre Boote werden heute wie damals am frühen Morgen und manchmal auch am Abend vom Strand ins Wasser gezogen. Dann fahren sie hinaus zu ihren Fangplätzen, um ihre Netze einzuholen und ihren Fang an Land zu bringen. Nach dem Anlanden kann man ihnen am Strand beim Pulen der Fische zusehen. Pulen - so nennt man hier das Trennen von Fisch und Netz. Der Fang wird direkt verkauft, an Schaulustige und Einheimische und an viele der guten Fischrestaurants der Insel.
Die wenigen heute noch fahrenden Inselfischer blicken auf eine lange Familientradition zurück. Schon die Urgroßväter waren so hinaus aufs Meer gefahren und haben an Land ihren Fisch gepult. Und schon damals schaute man ihnen gern dabei über die Schulter.

Freester Teppiche
Der Perser der Ostsee
Sie sind in ihren Farben eher herb, sagt man. Fast wie die Vorpommersche Küstenlandschaft. Im Grundton warm und erdig und ihren Details hell- und dunkelblau, grün, braun, rot und ocker. Sie sind robust vom Material und tragen Motive wie Fische, Wellen, Anker und Möwen. Ab und an auch Stranddiesteln, Schwäne und Hirsche. Auch Greifswalds Wappentier hat es einst geschafft, auf ihnen verewigt zu werden. Man nannte sie die »Perser der Ostsee«. Heute sind sie als Freester Teppiche bekannt.
Als während der Weltwirtschaftskrise ein dreijähriges Fischfangverbot in Pommern verhängt wurde, war es der Wiener Textilkünstler Rudolf Stundl, der die Teppichknüpferei nach Freest brachte. Der Wahlpommern sicherte so den verarmten Fischern ein Nebeneinkommen und damit das Überleben. Die Freester Teppiche mit ihren typisch pommerschen Motiven wurden unverwechselbar. Bald wurden sie auch im weiteren Umland, in Lubmin und Kröslin, aber auch in Greifswald, Wolgast und Usedom aus Schafswolle handgeknüpft. Bis heute werden sie hier hergestellt und manchmal erklingt dabei noch heute das alte Teppichknüpferlied, in dem es so schön heisst: „Wi knüppen un wäben een Teppich för’t Leben“.