Das Interview führte Herr Koprek im Auftrag der SEM SEO GmbH für usedom.de am 09.12.2019.
Inselgesicht: Anja Debniak und ihr Hofladen
Anja Debniak betreibt den Hofladen "Villa Kunterbunt" in Neuendorf. Auf dem Hof der Familie werden Schafe, Schweine und Rinder gezüchtet. Zweimal im Jahr veranstaltet sie ihre längst legendären Mostfeste.
"Nose to tail" und alles Bio – nichts wird weggeworfen
Frau Debniak, wie und wann ist der Hofladen "Villa Kunterbunt" entstanden?
Der Hofladen ist 2001 entstanden. Bis 2003 war er noch ein Nebenerwerb. Dann habe ich mein Angestelltenverhältnis aufgegeben und bin von einem Tag auf den anderen in die Selbstständigkeit gegangen.
Den Hof haben wir uns seinerzeit gekauft, weil mein Mann ein paar Schafe hatte und ich ein Pferd. Außerdem bekamen wir das erste Kind. Ein guter Zeitpunkt für ein eigenes Haus. Wir haben hier im Dorf ein Haus mit einem großen Grundstück erworben. Auf dem Hof hatten wir einen Apfelbaum und irgendwann kam ein Fahrradfahrer vorbei und fragte, ob er bei uns einen Apfel kaufen kann. So haben wir unseren ersten Apfel verkauft und danach kam eins zum anderen. Aus den Äpfeln, die wir nicht verkauft haben, haben wir Marmelade gemacht. Irgendwann fingen wir an, Brot zu backen und haben das erste Schaf geschlachtet.
Was bieten Sie im Hofladen alles an? Was sind die Kassenschlager?
Hauptsächlich bieten wir das Fleisch von unseren Tieren an. Wir züchten Schafe, Schweine und Rinder. Daraus werden die verschiedensten Fleischprodukte hergestellt. Unsere Schafe geben nicht nur ihr Fleisch, sondern auch ihre Wolle, so dass wir auch Wollprodukte verkaufen.
Zudem verfügen wir über Streuobstwiesen. Mit einer örtlichen Mosterei stellen wir aus der Ernte Fruchtsäfte her. Ich mache aber auch verschiedene Marmeladen. Bedingt durch die Streuobstwiese haben wir Bienen, so dass wir auch Honig verkaufen. Das Obst kann natürlich auch unverarbeitet erworben werden. Gleiches gilt für das Gemüse, das ringsum wächst. Außerdem backe ich dreimal in der Woche Vollkornbrot. Ergänzend bieten wir ein paar Milchprodukte an, die hinzugekauft sind, so dass wir ein ziemlich vollwertiges Angebot bieten können. Eine Bekannte aus dem Dorf macht sogar Schmuck aus den Knochen unserer Rinder, den man ebenfalls im Hofladen kaufen kann.
Wenn sogar die Rinderknochen noch zu Schmuck verarbeitet werden, wird bei Ihnen ja wirklich alles verwertet. Mehr noch als bei "nose to tail".
Genau. Bei uns wird auch nichts weggeschmissen. Was an Lebensmitteln wirklich nicht mehr zu verkaufen oder gar zu essen ist, das kriegen dann bei uns die Schweine.
Betreiben Sie ökologische Landwirtschaft auf Ihrem Hof?
Ja, wir sind ein ökologisch zertifizierter Betrieb. Fleisch, Obst, Gemüse – alles was von uns stammt ist Bio. Der Hofladen an sich ist jedoch nicht zertifiziert, weil wir da eben auch Produkte von anderen Höfen verkaufen.
Sommers wie winters ist die "Villa Kunterbunt" geöffnet
Wann hat Ihr Hofladen geöffnet?
In den Sommerferien habe ich sieben Tage die Woche geöffnet. Sonst, von Ostern bis Martinstag, sechs Tage die Woche. Im Sommer öffnet der Laden schon um 7:30 Uhr und den Rest des Jahres um 10:00 Uhr. Im Winter ist der Hofladen ein paar Wochen komplett geschlossen. Dann stehen hier die Arbeiten an, zu denen man im Sommer nie kommt. Da mein Mann und ich alles alleine machen, gibt es immer genug zu tun. Nur zwischen Weihnachten und Neujahr gönnen wir uns ein paar ruhige Tage und ab Januar muss schon wieder aufgestallt werden.
Wer kommt zu Ihnen in den Hofladen? Nur Einheimische oder auch Touristen?
Zu mir kommt wirklich jeder. Ich habe Kunden, die sehe ich nur einmal, und ich habe Stammgäste von der Insel und teilweise sogar aus Greifswald. Wer bei mir gekauft hat und wem es geschmeckt hat, der kommt in der Regel auch wieder. Und zu den Stammkunden zählen nicht nur die Insulaner, sondern auch viele Urlauber kommen regelmäßig wieder. Der erste Weg nach der Anreise führt sie meistens zu mir zum Einkaufen, bevor der Urlaub so richtig losgeht.
Wie locken Sie Ihre Kunden denn in Ihren Hofladen? Also wie werden die Menschen auf Sie aufmerksam?
Allein durch Entdecken, denn ich mache keine Werbung. Entweder sie entdecken mich zufällig oder ich wurde ihnen empfohlen.
Zweimal im Jahr veranstalten Sie Mostfeste. Was erwartet die Besucher da?
Wir veranstalten jeweils Ende September und Ende Oktober ein Mostfest. Dann kommt zu uns die mobile Mosterei. Jeder kann seine eigenen Äpfel mitbringen und die hier mosten lassen. Bei den Festen bieten wir natürlich auch Verpflegung an. Neben Kaffee und Kuchen gibt es zum Beispiel Bratwurst, Steak und Burger vom Grill. Während die Erwachsenen es sich gutgehen lassen, können die Kinder auf dem Hof spielen. Dafür bauen wir extra eine Burg aus Stroh und einen Kletterparcour auf. Auf den Ponys kann geritten werden und die Kinder können die Schweine mit dem Trester füttern. Die Mostfeste gibt es schon seit 17 Jahren und viele nehmen das Angebot an.
Wie sind Sie auf die Insel gekommen?
Ich komme aus dem Tor zur Insel, aus Wolgast. Ich habe meine Kindheit hier verbracht und auf der Insel gelernt.
Was ist Ihr Lieblingsplatz auf Usedom? Wo gehen Sie hin, wenn Sie mal von der Hofarbeit entspannen wollen?
Wenn wir entspannen wollen, setzen wir uns meist einfach irgendwo hin und beobachten unsere Tiere (lacht). Aber was auch gut geht, ist nach 18 Uhr an den Strand zu fahren. Dann sind die meisten Urlauber weg und man hat am Strand noch ein bisschen seine Ruhe, bevor die Sonne untergeht.
Wo lassen Sie sich auf der Insel am liebsten kulinarisch verwöhnen, wenn Sie nicht gerade Ihre eigenen Produkte verspeisen. Haben Sie einen Gastronomietipp für Usedom-Besucher?
Wir gehen gern ins Deutsche Haus in Ückeritz. Hier schmeckt es immer gut, egal zu welcher Jahreszeit man das Restaurant besucht oder wie voll es hier ist. Außerdem bezieht das Restaurant ab und zu Lamm von unserem Hof. Normalerweis machen wir unsere Pizza immer selbst, aber wenn wir darauf mal keine Lust haben, gehen wir ins 'Stella del lago' in Karlshagen. Ein guter Italiener, der auch eine Empfehlung wert ist!
Vielen Dank für das Gespräch!
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