GESTERN – HEUTE – MORGEN: WOLGAST 900

Anlässlich der ersten Erwähnung Wolgasts soll im Jahr 2024 das 900-jährige Jubiläum gefeiert werden.

Im Winter 1123/24 versammelt Fürst Heinrich von Alt-Lübeck sein Heer, um weiter gegen den Stamm der Ranen auf Rügen zu ziehen. Der Ersterwähnung nach tut er dies an einer Burg im Peenestrom namens Woligost.

Nur vier Jahre später sucht der „Pommernapostel“ Otto von Bamberg Wolgast als einen von vier vorpommerschen Orten auf. Er tauft die Bevölkerung, lässt den heidnischen Tempel zerstören und an jener Stelle eine Kirche errichten, den Vorgängerbau der heutigen St. Petri Kirche. Damals wurden die Weichen für das Herzogtum Pommern und die heutige Euroregion Pomerania gestellt. Von 1295 bis 1625 war Wolgast mit Stettin gleichberechtigte Hauptstadt des Herzogtums Pommern und Sitz der Herzöge von Pommern-Wolgast.

Im Jahr 1257 wurde Wolgast nach dem Lübecker Vorbild das Stadtrecht verliehen. Im Jahr 2007 jährte sich dieses Ereignis zum 750. Mal.

Der Ort lag ideal an einer Verengung des Peenestroms und war vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit der einzige schiffbare Seeweg in und aus dem Stettiner Haff. Alle hochseetauglichen Schiffe mussten Wolgast passieren. Wer Wolgast kontrollierte, kontrollierte so auch den Handel an der Oder. Als Sitz der Herzöge von Pommern-Wolgast entstand auf einer Halbinsel im Peenestrom ein mächtiges Herzogschloss. Vergleichbar mit den Schlössern in Stettin und dem mecklenburgischen Schwerin beherbergte es bis zu vierhundert Personen. Aus der Wolgaster Linie der Pommernherzöge stammt u.a. der Gründer der Pommerschen Landesuniversität in Greifswald, Wartislaw IX.

Nachdem 1625 der letzte Stammhalter Philipp Julius gestorben war, endete die Linie der Wolgaster Herzöge. Der charmante, schwedische König Gustav Adolf kam 1630 in die Region und fiel kurz darauf bei Lützen. Er wurde als Retter des Protestantismus in Deutschland gefeiert. Die Abschiedstournee seines Leichnams, die durch ganz Deutschland geführt hatte, endete erst nach über einem Jahr im Hochsommer 1633 auf dem Wolgaster Schloss. Von der heutigen Gustav Adolfschlucht aus wurde der Schwedenkönig in Richtung Stockholm verabschiedet. Erst 1648 nach Ende des 30-jährigen Krieges wurde Wolgast offiziell schwedisch. Bis 1815 ließ es sich unter der schwedischen Krone in Wolgast gut wohnen. Die schwedische Regierung in Stockholm war fern und das nun emanzipierte Wolgaster Bürgertum nahm mit eigener Handelsflotte rege am Welthandel teil.

Ja, die Wiege der Romantik stand in Wolgast: 1777 wurde in der Kronwiekstraße 45 Philipp Otto Runge als 9. Kind des erfolgreichen Wolgaster Kaufmanns und Reeders Daniel Nikolaus Runge geboren. Runge war einer der bedeutendsten Maler der deutschen Romantik. Runge widmete sich auch der Farbenlehre, entwarf Spielkarten und schrieb pommersche Märchen nieder, die teilweise in die Märchenbücher der Brüder Grimm aufgenommen wurden.

Aufgrund der besonderen Lage Wolgasts war der Schiffbau in der Stadt seit jeher von Bedeutung und gipfelte 1948 mit dem Bau der Peene-Werft. Sie war auf Militärschiffbau ausgerichtet und hatte in Spitzenzeiten ca. 3500 Beschäftigte. Zudem wurde Wolgast bis 1989 zum Marinestützpunkt. Auch heute noch ist die Peene-Werft einer der größten Arbeitgeber der Region. Sie ist jedoch nicht die einzige Werft in Wolgast. Die Traditionswerft Horn hat ihren Standort seit 1895 auf der Schlossinsel. Von Fischkuttern über Strandboote bis hin zu Hochseefischkuttern wurden in den Hallen der Hornwerft bereits die verschiedensten Schiffe hergestellt.