Historische Bademode

Baden auf Usedom – die Mode schreibt Geschichte

Als sich die Fischerdörfer entlang der Usedomer Ostseeküste im 19. Jahrhundert teils in rasantem Tempo zu mondänen Seebädern mauserten, entwickelte sich auch die Bademode auf der Insel Usedom.
Wie stieg man früher in die Wellen? Anfangs gingen die Urlauber abgeschirmt von neugierigen Blicken in den sogenannten „Aalkästen“, kleinen Badeschiffen oder Schaluppen ins Wasser – wenn überhaupt. Die meisten der Gäste blieben am Strand – in modischen Strandoutfits mit Hüten und Hauben verhüllt. Schließlich war für die Oberschicht nichts wichtiger als das „gesehen werden“. Häufig an der Küste anzutreffen waren in der Mitte des 19. Jahrhunderts auch die Badekarren. Wie sie aussahen, sehen Sie noch heute an der Promenade neben der Bansiner Konzertmuschel. Wer darin zum Bad in die See ging, benötigte keine Bademode. Ein Handtuch genügte. In der Bevölkerung ging man meist in Unterwäsche in den Seen und Flüssen baden – selbstverständlich unbeobachtet.

Um 1860 bestand das Badekostüm aus wollenem Beinkleid und Bluse. Dazu trugen die Damen eine Haube aus Netzstoff. Erst am Ende der 1860er Jahre kamen für die Damen auch Schwimmanzüge in Mode. Sie waren zwar aufwendig verarbeitet und mit allerlei Streifen und Mustern verziert, aber nicht wasserbeständig. Nach und nach wurden die Badekleider bunter und verspielter, phantasievoll ausgestattet mit Ziernähten, Gürteln, kleinen Puffärmeln und Rüschen. Neu im Angebot: Badekappen.

Um 1900 verzierte man die Badekostüme erstmals mit Streifen in abstechenden Farben. Eine Vielzahl von Kombinationsmöglichkeiten waren auf dem Markt: Beinkleider, Jacken mit Schoßteilen, Blusen mit Gürteln, Badehüte in verschiedenen Formen und Badehauben. Was die Damen im Überfluss hatten, daran hat es bei den Männern gefehlt. Die Bademode der Herren war im frühen 20. Jahrhundert nicht annähernd so facettenreich wie die der Damen. Gestreifte Trikots oder einfarbige Anzüge in kurzer oder langer Ausführung bestimmten das Bild der badenden Herren am Strand, die nur selten mit freiem Oberkörper in kurzer gestreifter Badehose in die See gingen.

1908 kam der Badesack auf den Markt. Das sackartige Gewand war nicht nur mit Gürtelschößchen verziert, sondern auch mit einem Achselverschluss ausgestattet.  Die ersten Badeanzüge aus dunklem Baumwolltrikot wurden schließlich 1910 entwickelt.

Nach dem 1. Weltkrieg kam die neue Geselligkeit an die See. Zweifarbigkeit war „In“. In den Zwanzigern waren die knappen Einteiler populär. Frauen mussten allerdings wegen der Gefahr von zuviel nacktem Bein einen Rock darüber tragen. Die steigende Freizügigkeit am Strand und in den Badeanstalten war den Vertretern konservativer Kreise nicht geheuer: Mit der Badepolizeiverordnung und dem Zwickelerlass (Zwickel war übrigens ein Stück Stoff zwischen den Beinen) von 1932 wurde der Freizügigkeit Einhalt geboten. Das Baden war fortan nur mit Anzügen erlaubt, die einen Großteil der Haut bedeckten. 1942 wurde der Zwickelerlass außer Kraft gesetzt, das Baden nach Belieben und das Nacktbaden an bestimmten Orten wieder erlaubt.

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